Dienstag, 3. September 2013
Montag, 2. September 2013
Samstag, 31. August 2013
Freitag, 23. August 2013
Wespen vs. Kupfer
Die Wahrheit - oder sagen wir lieber: ob etwas der Fall ist - lässt sich nicht durch eine demokratische Abstimmung entscheiden. Wenn, sagen wir, von hundert Leuten im Internet achtzig glauben, dass es immer nur dann regnet, wenn sie keinen Schirm dabei haben - naja, was soll ich sagen, das Wetter wird sich nicht daran halten, da bin ich mir ziemlich sicher. Aber ich wollte ja etwas über Wespen schreiben.
Jetzt hat die sogenannte Wespen-Saison wieder begonnen und vielen von uns ist es nicht recht, dass diese wundersamen Insekten an unseren Frühstückstischen sitzen, obwohl sie nicht eingeladen sind. Abgesehen von Benimmregeln, haben viele Menschen ein wenig Angst vor den Hautflüglern, und das nicht ganz unberechtigt. Und immer wenn das allgemeine Interesse an der Abwehr einer unerwünschten Situation groß ist, sind die Tipps und Handlungsanweisungen zahlreich. Und der Aberglaube blüht.
Um zu verstehen, warum etwas nicht wahr sein muss, auch wenn es viele Menschen behaupten, kann man sich im Vorfeld einmal mit anderen Behauptungen auseinandersetzen, die ich jetzt einmal gar nicht bewerten will: die Segnung der Glocke schützt vor dem Blitzschlag in den Kirchturm, eine Christophorus-Plakette am Rückspiegel schützt vor dem Unfall, ein Nazar-Boncuğu schützt vor dem bösen Blick, ein toi toi toi schützt vor dem Misslingen der Premiere.
Kupfermünzen am Tisch schützen vor Wespen.
Es ist ja nicht so, dass ich behaupte, alles was ich mir nicht erklären kann muss falsch sein, denn dann würde ich auch Blitze aus Gewitterwolken leugnen, die kann nämlich bis heute niemand ganz genau erklären (nur so ungefähr) Es ist vielmehr so, dass ich behaupte: Wenn jemand sagt, eine bestimmte Handlung führt zu einem bestimmten Ergebnis, kann diese Person dies auf zwei verschiedene Arten den Menschen als Tatsache verkaufen:
Erstens: man erzählt von Leuten, die sagen, ja, bei mir hat es funktioniert.
Zweitens: man macht einen Versuch und testet das ganze, mit dem Ergebnis: ja, es ist so oder nein, das geht nicht, oder zumindest: es funktioniert ein bisschen, aber nicht sehr.
Die erste Methode wird gern angewandt, wo die zweite Methode zum Ergebnis kommt, dass es nicht geht. Also etwa bei der Homöopathie, Erdstrahlen, Geistererscheinungen und Wespenabwehr durch Kupfermünzen.
Dann wären da noch: eine mit Gewürznelken gespickte Zitrone, falsche Wespennester aus Plastik, Ultraschallgeräte, Duftkerzen und angezündetes Kaffeepulver. Ich gebe zu, es ist gar nicht so leicht, an diese Hausmittel oder Erfindungen nicht zu glauben, gibt es doch hunderte Seiten, die sie anpreisen, und darunter sind anscheinend sehr seriöse.
Ich verrate hier mal ein Geheimnis: die "Redakteure" schreiben das alles nur von anderen Seiten im Internet ab.
"Ach Jens, du schreibst noch einen Artikel über Wespen, ja? Wie man sie vertreibt und so, ok?" "Bin ich denn ein Wespenfachmann?" "Ach komm, Hausmittel und so, findest doch eh alles im Internet!"
Es gibt also Nr.1 die Leute, die den Unsinn verbreiten, ohne auch nur im Leisesten daran zu denken, das ganze auszuprobieren, und dann gibt es Nr.2 die Leute, die sich zuhaus und in den Foren wichtig machen, ohne auch nur im Leisesten daran zu denken, dass Nr.1 keine Ahnung hatte, als er oder sie das ganze schrieb.
Was ich aber empfehlen kann:
Ein Tipp: kritisch denken ist immer sehr, sehr hilfreich. Christoph Drösser, der in der Zeit schreibt, ist so ein kritisch denkender Mensch: http://www.zeit.de/2009/37/Stimmts-37 (er hat nicht nur Wissenschafter befragt sondern auch einen Selbsversuch gestartet. Und er schreibt: Man findet die angebliche Wunderwaffe tausendfach im Internet, aber nur
auf deutschsprachigen Seiten. Sollte eine so epochale Entdeckung dem
Rest der Welt verborgen geblieben sein?
Es gibt eine aktion-wespenschutz.de - eine sehr engagierte Initiative und eine informative Webseite. Hier nimmt sich jemand Zeit, die genannten Wundermittel auch zu testen und schreibt nicht einfach irgendetwas aus dem Internet ab.
Auch hier bemüht sich jemand, nur seriöse Ratschläge zu erteilen, wenn es ihm auch nicht um den Schutz der Wespen, sondern eher um ihre Bekämpfung geht: http://www.ungeziefer-und-schaedlinge.de/was-tun-gegen-wespen.php
Was ich als abschreckendes Beispiel empfehlen kann:
Ein Blick ins Impressum ist oft sehr hilfreich. Die Seite wespennest-entfernen.info klingt doch im ersten Moment sehr seriös. Und wer schreibt das ganze: eine Firma Advanco, ein Suchmaschinen-Optimierer. Alles nur ein Marketing-Schmäh also.
Gutefrage.net klingt zumindest hilfreich. Leider heißt die Seite aber nicht Guteantwort.net. Es reicht eben nicht, einfach eine Reihe von Wichtigtuer-Antworten zu lesen, damit man nachher gescheiter ist: http://www.gutefrage.net/frage/natuerliches-hausmittel-gegen-wespen
Also, was lernen wir daraus? Genau.
Sonntag, 28. Juli 2013
trinken, trinken, trinken!
Gestern hab ich von einer Bekannten den Satz gehört:
Im Klartext bedeutet das doch: Der Mensch ist eine Fehlkonstruktion, denn das Durstgefühl, das uns zum Trinken animieren soll, kommt zu spät. Immer. Ist völlig nutzlos. Deswegen müssen wir trinken, trinken, trinken, sonst fallen wir um und sind mausetot. Wieviel das sein soll, darüber gehen die Meinungen auseinander.
Und weils zum Thema passt: die Sache mit dem Kaffee ist Unsinn. Es stimmt nicht, dass Kaffee ein "Flüssigkeitsräuber" ist. Erklärt hier die Deutsche Gesellschaft für Ernährung sehr wissenschaftlich.
Zur Meinungsbildung mag auch folgender Artikel in der F.A.Z. beitragen.
Also. Viele Millionen Jahre hat uns der Durst vor dem Verdursten bewahrt (jedenfalls wenn genug Wasser da war). Es besteht kein Grund zur Annahme, dass sich das in nächster Zeit ändert. Darum: Trinken wir einfach, wenn wir durstig sind und hören wir auf damit, wenn wir es nicht mehr sind. So einfach ist das. Alles andere ist Unsinn.
Und wenn alte Leute zu wenig trinken, fragt sie einmal, ob sie wirklich keinen Durst haben, oder einfach nicht so viel aufs Klo gehen wollen, wirklich!
Übrigens: dauernd Wasser aus einer Plastikflasche zu trinken, ist wahrscheinlich ungesünder als halt mal eine Stunde nichts trinken. Und es gibt auch Glasflaschen. Manche heißen sogar Emil.
Wenn man Durst bekommt, ist es bereits zu spät.
Ja Himmel Sakra! Wie haben wir nur so lang überleben können, ohne das zu wissen!
Im Klartext bedeutet das doch: Der Mensch ist eine Fehlkonstruktion, denn das Durstgefühl, das uns zum Trinken animieren soll, kommt zu spät. Immer. Ist völlig nutzlos. Deswegen müssen wir trinken, trinken, trinken, sonst fallen wir um und sind mausetot. Wieviel das sein soll, darüber gehen die Meinungen auseinander.
- Deutsche Gesellschaft für Ernährung: 1,3–1,5Liter. Diese Seite wirkt wissenschaftlich sehr fundiert.
- Wikipedia: 1,5 Liter 2 Liter verlieren wir täglich, die müssen ersetzt werden, davon 1,5 Liter über trinken.
- Greenpeace rechnet komischerweise verkehrt herum: wir verlieren pro Tag 1,5 Liter Wasser, sollen aber 2 bis 3 Liter trinken. Aha. In Mathematik nicht aufgepasst.
- Trinken im Unterricht: 3 Liter (im Auftrag des Verbandes deutscher Mineralbrunnen E.V.) hier wird aus offensichtlichen Gründen nicht darauf hingewiesen, dass wir ja einen Teil des Flüssigkeitsbedarfs schon durch Essen decken (außer man isst den ganzen Tag nur Cracker)
- Bodytrainer 3,5 Liter! (eine Fitness-Seite... ohne Kommentar)
Und weils zum Thema passt: die Sache mit dem Kaffee ist Unsinn. Es stimmt nicht, dass Kaffee ein "Flüssigkeitsräuber" ist. Erklärt hier die Deutsche Gesellschaft für Ernährung sehr wissenschaftlich.
Zur Meinungsbildung mag auch folgender Artikel in der F.A.Z. beitragen.
Also. Viele Millionen Jahre hat uns der Durst vor dem Verdursten bewahrt (jedenfalls wenn genug Wasser da war). Es besteht kein Grund zur Annahme, dass sich das in nächster Zeit ändert. Darum: Trinken wir einfach, wenn wir durstig sind und hören wir auf damit, wenn wir es nicht mehr sind. So einfach ist das. Alles andere ist Unsinn.
Und wenn alte Leute zu wenig trinken, fragt sie einmal, ob sie wirklich keinen Durst haben, oder einfach nicht so viel aufs Klo gehen wollen, wirklich!
Übrigens: dauernd Wasser aus einer Plastikflasche zu trinken, ist wahrscheinlich ungesünder als halt mal eine Stunde nichts trinken. Und es gibt auch Glasflaschen. Manche heißen sogar Emil.
Standort:
Sankt Pölten, Österreich
Samstag, 6. Juli 2013
Was richtig ist und was falsch. Am Klo.
Im Gegensatz zur Wahrheit, die nur Bischöfe, Politiker und die
Insassen gewisser Anstalten kennen, verhält es sich bei der Frage, ob
etwas richtig oder falsch ist, so: es kann durchaus sein.
Die
Fragestellung tritt ja meist in einem komplexen Zusammenhang auf und in
diesem kann es ja vorgesehen sein, dass etwas so oder so abzulaufen
hat. Wenn man also den Zusammenhang anerkennt, kann man sich nicht mehr
aussuchen, ob man etwas als falsch oder richtig empfinden will. Ich
nenne es das Prinzip der triftigen Gründe
Es gibt triftige Gründe, in Kontinentaleuropa auf der rechten Straßenseite zu fahren.
Und man kann es sich nicht aussuchen, wie man Klopapier auf die Rolle hängt. Eine Richtung ist definitiv die falsche.
Gemeint
sind jene Aufhängungen, bei denen die Rolle achsparallel zur Wand
befestigt ist, und wo sich oben ein Klappdeckel befindet, der vermittels
seines Eigengewichtes oder Federkraft auf dem Papier ruht.
Alle
anderen Konstruktionen sind hier nicht gemeint. Aber letztgenannte
erfreut sich gerade in unseren Gegenden großer Beliebtheit.
Betrachten
wir also zuerst fig.1: durch gefühlvollen Zug am Punkt A wird nicht nur
das Papier abgerollt, sondern auch der Deckel am Punkt B leicht
angehoben. Dadurch entfällt die meiste bremsende Wirkung auf das Papier
und es kann bis zur gewünschten Länge abgerollt werden. Zum Abreißen
drückt man nun mit der freien Hand leicht auf den Deckel und trennt mit
der anderen Hand die Blätter an der gewünschten Perforationsstelle.
Alternativ dazu - falls nur eine Hand zur Verfügung steht bzw. vorhanden
ist, kann die Papierbahn auch durch Hochklappen an der Deckelkante und
eine anschließende beherzte Ruckbewegung getrennt werden.
Was
passiert, wenn die Rolle nach hinten abläuft, sehen wir in fig.2: bei
einem Zug an Punkt A wird der Deckel bei Punkt B weiterhin an das
Papier gedrückt - die Bewegung wird gebremst. Es kann sogar sein, dass
er sich an einer Unebenheit "verhakt" und so die Drehbewegung vollends
zum Erliegen kommt. Beides wird voraussichtlich bewirken, dass die
Papierbahn an unvorhergesehener Stelle, oft schon nach dem ersten Blatt
reißt. Danach muss man manchmal die Rolle erst wieder in eine Position
bringen, bei der das freie Ende so weit hervorsteht, dass man den
Vorgang wiederholen kann.
Wir sehen hier also, wenn wir das Prinzip der triftigen Gründe anwenden, bleibt wenig Argumentationsspielraum für verkehrt aufgehängte Klorollen. Der Konstrukteur dieser Apparatur hat nur einfach nie daran gedacht, eine Gebrauchsanleitung beizulegen. Das war möglicherweise ein Fehler.
Wir sehen hier also, wenn wir das Prinzip der triftigen Gründe anwenden, bleibt wenig Argumentationsspielraum für verkehrt aufgehängte Klorollen. Der Konstrukteur dieser Apparatur hat nur einfach nie daran gedacht, eine Gebrauchsanleitung beizulegen. Das war möglicherweise ein Fehler.
Donnerstag, 20. Juni 2013
Samstag, 15. Juni 2013
warum wir alles erklärt haben wollen
...oder warum ich immer alles erklären muss.
Die Wahrheit über die Wahrheit, Erklären erklären. Ich glaube das wird ein Meta-Blog.
Die Frage hängt sehr eng mit der Frage nach dem "Sinn" zusammen. Immer fragen die Leute: was hat das denn für einen Sinn?
Ich kann mich noch an meine Kindheit erinnern, als ich begeistert die Mondflüge verfolgte und mich meine uralte Großtante fragte (sie war noch im 19. Jahrhundert geboren und hatte als Kindermädchen am Meer gearbeitet, als Österreich noch ein Meer hatte), was denn die Raumfahrt für einen Sinn hätte. Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Ich konnte zwar genau jede Phase der An- und Abkopplungsmanöver während des Fluges aufzeichnen - aber diese Frage hatte ich mir noch nicht gestellt. Ich erfand kurzerhand eine Antwort: Ich sagte, irgendwann müssten wir Menschen ja wohl den Planeten verlassen, wenn er unbewohnbar sein würde und dazu braucht man die Raumfahrt. Meine Tante blieb der Raumfahrt gegenüber skeptisch.
In unserer Gegend fragte man auch gern "...und für wos is des guat?" Ungeziefer zum Beispiel. Oder Krankheiten überhaupt. Oder ein Studium.
Nie fragte irgendwer: welchen Sinn hat es, nach dem Sinn zu fragen? Instinktiv wittert man hinter einer solchen Frage ja den infiniten Regress. Auch wenn man nicht weiß, was das ist.
Die Leute wollen die Dinge erklärt haben, damit sie wissen, was sie für einen Sinn haben. "...nein diese Käfer sind sogar sehr nützlich, denn sie fressen die Blattläuse und..." "Und die Blattläuse? Wofür sind die gut?" "Na als Nahrung für diese Käfer!"
Also hier kommt die Erklärung:
Tiere. Also ganz früher, als unsere Vorfahren noch Tiere waren. Das Leben besitzt eine wunderbare Fähigkeit: es kann mit völlig neuen Situationen umgehen. Da passieren Dinge, die hat man noch nie erlebt, nicht einmal die Vorfahren haben einen Lösungsvorschlag im Genom hinterlassen. Was macht man? Beobachten und Hypothesen aufstellen: Als ich letztens so eine Frucht gegessen habe, hab ich später Bauchweh bekommen. Hypothese: von diesen Früchten bekommt man Bauchweh.
Später, als die Tiere immer mehr zum Menschen wurden, half uns diese Fähigkeit, unsere Schwächen auszugleichen: wir hatten weder kräftige Zähne, noch konnten wir besonders schnell laufen, selbst beim Klettern übertrafen uns die Verwandten mit den vielen Haaren und den Greifzehen. Was wir aber besser als alle anderen konnten war: Ursache und Wirkung erkennen und das ganze ausnutzen.
Wenn der Wald brannte liefen alle in Panik davon. Auch die Hyänen und Löwen. Was, wenn man eines kleinen Stückes brennenden Waldes habhaft werden könnte? Um Löwen und Hyänen vom Lager fern zu halten? Und schwupps da liegt das schöne Stück Fleisch, das man gerade essen wollte, auch schon im Feuer - doch der Magen knurrt, ob man es noch essen kann? Mmm, das ist auf einmal gar nicht mehr so zäh! Und schmeckt...
Nach und nach erklärten wir uns die Welt um uns: wozu das Feuer gut ist, was man aus Holz machen konnte, wie man Obsidian bearbeiten musste um rasierklingenscharfe Werkzeuge herzustellen und wie man damit die lästigen Typen aus dem Nachbartal los wird.
Man beobachtete, wie Samenkörner plötzlich als Getreide aus der Erde wuchsen, wenn man nicht vergaß, Wasser drauf zu gießen und man kam auf den Trichter, wie man Ziege und Rind zu Mittag essen konnte, ohne dass man ihnen vorher auf langen Jagdausflügen nachstellen musste: man sperrte sie einfach in der Nähe des Wohnhauses ein und sah zu, dass sie sich auch vermehrten, bevor man allzu großen Appetit auf sie hatte.
All dieses Beobachten und Hypothesen aufstellen und Schlussfolgern, das unser Leben zu dem machte, was es heute ist, hat so gut funktioniert, dass wir es einfach auf alles anwenden. Kollateralschäden dieser Erfolgsstory aus Ursache und Wirkung sind Aberglaube, Religionen und die Frage nach dem Sinn des Lebens.
Wenn ich über meine verstorbene Schwiegermutter lästere und im Jahr darauf verhungern alle Ziegen - na da muss doch ein Zusammenhang bestehen, also Ahnenkult. Und nihil nisi bene. Wenn mir meine Frisörin erzählt, es gäbe Erdstrahlen, von denen man Schlaflosigkeit bekommt und ich kann auch nicht schlafen - na bitte, ich hab Erdstrahlen (aber dagegen hilft ja ein Rosenquarz)
Die tiefe Befriedigung, wenn man eine Erklärung bekommt, die man akzeptieren kann, oder das erhebende aha-Erlebnis, wenn man endlich einen Zusammenhang durchschaut, sind nichts anderes als tief in unserem Genom verankerte Triebfedern, die diese Suche nach Lösungen neu aufgetauchter Probleme aufrecht erhalten.
Und sie haben nichts damit zu tun, ob es den Zusammenhang wirklich gibt. Wichtig ist, dass er statistisch signifikant - also sagen wir in mehr als der Hälfte der Fälle - richtig erkannt wird.
Und darum wollen wir immer wissen, warum.
Donnerstag, 13. Juni 2013
also die Sache ist die...
Wenn dir jemand einen Sachverhalt erklärt und sagt: das ist die
Wahrheit! - dann traue der Sache nicht, denn dann ist was faul. Das ist die Wahrheit, glaub
mir!
...und weil es mir
ein Bedürfnis ist, und weil das Internet ja eine große
Bedürfnisanstalt ist, möchte ich noch was sagen, bevor ich dir die
Welt erkläre.
Wenn dir jemand die
Welt erklärt, sei es der Papst, Angela Merkel, der Dalai Lama oder
EMIL, vergiss nie: ER oder SIE spricht. nicht eine vom Menschlichen
unbefleckte Wahrheit. Nur ein Mensch redet. In den allermeisten
Fällen weiß der genauso wenig worum es geht wie du.
Soll man jetzt gar
nichts glauben oder alles?
Stopp. Soweit sind wir
noch nicht, ich muss vorher noch was anderes los werden:
Die schlechte Nachricht
zuerst: niemand hat eine Chance, irgendetwas in dieser Welt da
draußen zu »erkennen«. Da hilft auch keine Erleuchtung. Ich werde
das später noch einmal genauer erklären, wenn’s wen interessiert,
jetzt nur so viel: wir sehen nicht »in die Welt hinaus«. Alles
worüber wir uns Gedanken machen können, ist das was in unserem Kopf
ist. Ob das was mit »der Welt« da draußen zu tun hat, ist
Gegenstand der Philosophie der letzten Jahrtausende. Unser Hirn
konstruiert aus Nervenimpulsen (die völlig identisch sind – ob sie
von den Augen kommen oder aus dem Magen - Nerven transportieren keine Reize sondern nur elektrische Impulse) eine Welt. Diese Welt ist
es, über die wir reden.
Nun die gute
Nachricht:Diese Welt scheint bei uns allen bis zu einem gewissen Grad
sehr ähnlich zu sein. Die Unterschiede sind Themen in künftigen
Artikeln, und Ursache für alle Konflikte, die wir unnötigerweise
glauben, austragen zu müssen.
Worum geht es
eigentlich bei der Welt? Oder bei der Wahrheit? Eigentlich ist das
für die meisten dasselbe. Aber das ist natürlich Blödsinn. Die
Welt hat genau so viel mit Wahrheit zu tun wie, sagen wir, Wasser
mit der 12-Meilen-Zone, oder eine gewählte Regierung mit
demokratischem Umgang mit den Menschen.
Die Welt, hat Herr W. gesagt, ist alles, was der Fall ist. Das klingt gut. Hilft uns aber nicht weiter. »Schaun Sie, schaun Sie, das ist alles sehr kompliziert«, lautet
ein anderes Zitat (eines ehemaligen und glücklosen Bundeskanzlers).
Das trifft es schon eher.
Kompliziert
ist etwas, das man nicht behirnt. Und genau das ist der Grund, warum
wir Menschen so ein Problem haben: Mein ehemaliger Lehrer Rupert Riedl selig hat es so formuliert: der Mensch besitzt
immer noch die Anschauungsformen des Großaffen am Rande der
Afrikanischen Steppe. Und mit diesen will er die komplexen
Zusammenhänge in der heutigen Welt begreifen – unsere
zivilisatorischen Fähigkeiten sind der Genetik sozusagen
davongaloppiert (siehe dazu auch: Evolutionäre Erkenntnistheorie).
Und damit sind wir
schon bei einer der wichtigsten Aussagen, die ich in diesem Blog
tätigen werde: Niemand muss im Besitz der Wahrheit sein, wenn er
über sie reden will (im Normalfall sind das nur Insassen gewisser
Anstalten, sowie katholische Bischöfe und Politiker in
Wahlkampfzeiten), es genügt, auf einer soliden Grundlage aufzubauen.
Die heißt in meinem Fall: Evolutionstheorie.
Oje, sagen viele jetzt.
Nein im Ernst, sage ich. Es geht nicht um den Beweis von irgendetwas,
es geht darum, dass man, wenn man eine gefestigte Meinung haben will,
diese nicht im schwerelosen und luftleeren Raum findet. Man braucht
einen Boden. Und da ich kein irrationaler Mensch bin und mich
Geschichten von schwebenden Geistern und allmächtigen Bartträgern
höchstens aus Lust am Literarischen faszinieren, habe ich mich vor
vielen Jahrzehnten entschieden, dieses Werkzeug zu benutzen – und
es hat mich noch nie enttäuscht.
Wir können gerne
darüber diskutieren – also, falls du nicht der Meinung bist, du
seist im Besitz der Wahrheit, mit solchen Menschen (siehe oben) kann
man leider nicht diskutieren (weil das nicht der Definition von
Diskussion entspricht, deswegen nämlich, nicht weil es nicht
interessant wäre, zu erfahren, wie die Wahrheit sei.)
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