...und weil es mir
ein Bedürfnis ist, und weil das Internet ja eine große
Bedürfnisanstalt ist, möchte ich noch was sagen, bevor ich dir die
Welt erkläre.
Wenn dir jemand die
Welt erklärt, sei es der Papst, Angela Merkel, der Dalai Lama oder
EMIL, vergiss nie: ER oder SIE spricht. nicht eine vom Menschlichen
unbefleckte Wahrheit. Nur ein Mensch redet. In den allermeisten
Fällen weiß der genauso wenig worum es geht wie du.
Soll man jetzt gar
nichts glauben oder alles?
Stopp. Soweit sind wir
noch nicht, ich muss vorher noch was anderes los werden:
Die schlechte Nachricht
zuerst: niemand hat eine Chance, irgendetwas in dieser Welt da
draußen zu »erkennen«. Da hilft auch keine Erleuchtung. Ich werde
das später noch einmal genauer erklären, wenn’s wen interessiert,
jetzt nur so viel: wir sehen nicht »in die Welt hinaus«. Alles
worüber wir uns Gedanken machen können, ist das was in unserem Kopf
ist. Ob das was mit »der Welt« da draußen zu tun hat, ist
Gegenstand der Philosophie der letzten Jahrtausende. Unser Hirn
konstruiert aus Nervenimpulsen (die völlig identisch sind – ob sie
von den Augen kommen oder aus dem Magen - Nerven transportieren keine Reize sondern nur elektrische Impulse) eine Welt. Diese Welt ist
es, über die wir reden.
Nun die gute
Nachricht:Diese Welt scheint bei uns allen bis zu einem gewissen Grad
sehr ähnlich zu sein. Die Unterschiede sind Themen in künftigen
Artikeln, und Ursache für alle Konflikte, die wir unnötigerweise
glauben, austragen zu müssen.
Worum geht es
eigentlich bei der Welt? Oder bei der Wahrheit? Eigentlich ist das
für die meisten dasselbe. Aber das ist natürlich Blödsinn. Die
Welt hat genau so viel mit Wahrheit zu tun wie, sagen wir, Wasser
mit der 12-Meilen-Zone, oder eine gewählte Regierung mit
demokratischem Umgang mit den Menschen.
Die Welt, hat Herr W. gesagt, ist alles, was der Fall ist. Das klingt gut. Hilft uns aber nicht weiter. »Schaun Sie, schaun Sie, das ist alles sehr kompliziert«, lautet
ein anderes Zitat (eines ehemaligen und glücklosen Bundeskanzlers).
Das trifft es schon eher.
Kompliziert
ist etwas, das man nicht behirnt. Und genau das ist der Grund, warum
wir Menschen so ein Problem haben: Mein ehemaliger Lehrer Rupert Riedl selig hat es so formuliert: der Mensch besitzt
immer noch die Anschauungsformen des Großaffen am Rande der
Afrikanischen Steppe. Und mit diesen will er die komplexen
Zusammenhänge in der heutigen Welt begreifen – unsere
zivilisatorischen Fähigkeiten sind der Genetik sozusagen
davongaloppiert (siehe dazu auch: Evolutionäre Erkenntnistheorie).
Und damit sind wir
schon bei einer der wichtigsten Aussagen, die ich in diesem Blog
tätigen werde: Niemand muss im Besitz der Wahrheit sein, wenn er
über sie reden will (im Normalfall sind das nur Insassen gewisser
Anstalten, sowie katholische Bischöfe und Politiker in
Wahlkampfzeiten), es genügt, auf einer soliden Grundlage aufzubauen.
Die heißt in meinem Fall: Evolutionstheorie.
Oje, sagen viele jetzt.
Nein im Ernst, sage ich. Es geht nicht um den Beweis von irgendetwas,
es geht darum, dass man, wenn man eine gefestigte Meinung haben will,
diese nicht im schwerelosen und luftleeren Raum findet. Man braucht
einen Boden. Und da ich kein irrationaler Mensch bin und mich
Geschichten von schwebenden Geistern und allmächtigen Bartträgern
höchstens aus Lust am Literarischen faszinieren, habe ich mich vor
vielen Jahrzehnten entschieden, dieses Werkzeug zu benutzen – und
es hat mich noch nie enttäuscht.
Wir können gerne
darüber diskutieren – also, falls du nicht der Meinung bist, du
seist im Besitz der Wahrheit, mit solchen Menschen (siehe oben) kann
man leider nicht diskutieren (weil das nicht der Definition von
Diskussion entspricht, deswegen nämlich, nicht weil es nicht
interessant wäre, zu erfahren, wie die Wahrheit sei.)
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