Donnerstag, 13. Juni 2013

also die Sache ist die...

Wenn dir jemand einen Sachverhalt erklärt und sagt: das ist die Wahrheit! - dann traue der Sache nicht, denn dann ist was faul. Das ist die Wahrheit, glaub mir!
 
...und weil es mir ein Bedürfnis ist, und weil das Internet ja eine große Bedürfnisanstalt ist, möchte ich noch was sagen, bevor ich dir die Welt erkläre.

Wenn dir jemand die Welt erklärt, sei es der Papst, Angela Merkel, der Dalai Lama oder EMIL, vergiss nie: ER oder SIE spricht. nicht eine vom Menschlichen unbefleckte Wahrheit. Nur ein Mensch redet. In den allermeisten Fällen weiß der genauso wenig worum es geht wie du.
Soll man jetzt gar nichts glauben oder alles?
Stopp. Soweit sind wir noch nicht, ich muss vorher noch was anderes los werden:
Die schlechte Nachricht zuerst: niemand hat eine Chance, irgendetwas in dieser Welt da draußen zu »erkennen«. Da hilft auch keine Erleuchtung. Ich werde das später noch einmal genauer erklären, wenn’s wen interessiert, jetzt nur so viel: wir sehen nicht »in die Welt hinaus«. Alles worüber wir uns Gedanken machen können, ist das was in unserem Kopf ist. Ob das was mit »der Welt« da draußen zu tun hat, ist Gegenstand der Philosophie der letzten Jahrtausende. Unser Hirn konstruiert aus Nervenimpulsen (die völlig identisch sind – ob sie von den Augen kommen oder aus dem Magen - Nerven transportieren keine Reize sondern nur elektrische Impulse) eine Welt. Diese Welt ist es, über die wir reden.
Nun die gute Nachricht:Diese Welt scheint bei uns allen bis zu einem gewissen Grad sehr ähnlich zu sein. Die Unterschiede sind Themen in künftigen Artikeln, und Ursache für alle Konflikte, die wir unnötigerweise glauben, austragen zu müssen.
Worum geht es eigentlich bei der Welt? Oder bei der Wahrheit? Eigentlich ist das für die meisten dasselbe. Aber das ist natürlich Blödsinn. Die Welt hat genau so viel mit Wahrheit zu tun wie, sagen wir, Wasser mit der 12-Meilen-Zone, oder eine gewählte Regierung mit demokratischem Umgang mit den Menschen.
Die Welt, hat Herr W. gesagt, ist alles, was der Fall ist. Das klingt gut. Hilft uns aber nicht weiter. »Schaun Sie, schaun Sie, das ist alles sehr kompliziert«, lautet ein anderes Zitat (eines ehemaligen und glücklosen Bundeskanzlers). Das trifft es schon eher.
Kompliziert ist etwas, das man nicht behirnt. Und genau das ist der Grund, warum wir Menschen so ein Problem haben: Mein ehemaliger Lehrer Rupert Riedl selig hat es so formuliert: der Mensch besitzt immer noch die Anschauungsformen des Großaffen am Rande der Afrikanischen Steppe. Und mit diesen will er die komplexen Zusammenhänge in der heutigen Welt begreifen – unsere zivilisatorischen Fähigkeiten sind der Genetik sozusagen davongaloppiert (siehe dazu auch: Evolutionäre Erkenntnistheorie).
Und damit sind wir schon bei einer der wichtigsten Aussagen, die ich in diesem Blog tätigen werde: Niemand muss im Besitz der Wahrheit sein, wenn er über sie reden will (im Normalfall sind das nur Insassen gewisser Anstalten, sowie katholische Bischöfe und Politiker in Wahlkampfzeiten), es genügt, auf einer soliden Grundlage aufzubauen. Die heißt in meinem Fall: Evolutionstheorie.
Oje, sagen viele jetzt. Nein im Ernst, sage ich. Es geht nicht um den Beweis von irgendetwas, es geht darum, dass man, wenn man eine gefestigte Meinung haben will, diese nicht im schwerelosen und luftleeren Raum findet. Man braucht einen Boden. Und da ich kein irrationaler Mensch bin und mich Geschichten von schwebenden Geistern und allmächtigen Bartträgern höchstens aus Lust am Literarischen faszinieren, habe ich mich vor vielen Jahrzehnten entschieden, dieses Werkzeug zu benutzen – und es hat mich noch nie enttäuscht.
Wir können gerne darüber diskutieren – also, falls du nicht der Meinung bist, du seist im Besitz der Wahrheit, mit solchen Menschen (siehe oben) kann man leider nicht diskutieren (weil das nicht der Definition von Diskussion entspricht, deswegen nämlich, nicht weil es nicht interessant wäre, zu erfahren, wie die Wahrheit sei.)

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